Wie man kürzlich Artikeln, die im „Jornal do Algarve“ und in der Kulturbeilage „Ìpsilon“ von „Público“ erschienen sind, entnehmen konnte, hat die Erfolgsautorin Lídia Jorge mit „Estuário“ hat einen weiteren Roman veröffentlicht; es handelt sich um die Geschichte einer Familie, die den wirtschaftlichen Ruin erleidet. Die Autorin nahm 2006 in Bremen zusammen mit ihrer Übersetzerin Karin von Schweder-Schreiner den Albatros-Literaturpreis der Günther-Grass-Stiftung entgegen und unser Verein hatte die Freude, für die beiden eine Stadtführung und ein öffentliches Gespräch im Café Lisboa organisieren zu dürfen.
Wie „Ipsilon“ am 19.6.2018 berichtete, wird Portugal auf der vom 24. 11. bis 2.12. 2018 stattfindenden lateinamerikanischen Buchmesse im Zentrum des Interesses stehen. In diesem Rahmen werden der verstorbene Nobelpreisträger José Saramago und der Träger des mexikanischen Juan-Rulfo-Preises AntónioLobo Antunes geehrt.
„Ìpsilon“ schreibt in seiner Ausgabe vom 2. Juli 2018, dass das brasilianische Literaturmagazin „Quatrocinco um“ jetzt auch in Portugal vertrieben wird. Es ist bei Fnac, der Buchkette Bertrand und im Laden des Verlags „Tinta da China“ erhältlich. Letzterer gibt auch simultan in Portugal und Brasilien die Kulturzeitschrift „RevistaGrantaemLínguaPortuguesa“ heraus.
In diesem Jahr gedenken wir des Endes des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren. Es drängt sich in diesem Zusammenhang die Frage auf, welche Rolle Portugal in diesem Konflikt, an dem so viele Nationen beteiligt waren, gespielt hat.
Portugal welches 1910 die Monarchie gestürzt hatte, bewahrte am Anfang dieses Krieges Neutralität, obwohl es immer wieder seine Treue zur jahrhundertelangen Allianz mit Großbritannien, die auf den 1386 geschlossenen Freundschaftsvertrag von Windsor zurückgeht, bekräftigt. Doch ganz ohne Vorbehalte war das Verhältnis zur Großbritannien nicht mehr, da es 1880 zu einem Zusammenstoß beider Interessen im südlichen Afrika gekommen war. Darüber hinaus hatten Deutschland und Großbritannien 1913 einen Geheimvertrag, worin die Übertragung eines Teils der portugiesischen Kolonialbesitzes in Afrika an Deutschland vorgesehen war, abgeschlossen, der aber aufgrund des Ausbruchs des 1. Weltkriegs ohne praktische Konsequenzen blieb.Im Laufe der ersten 2 Kriegsjahre wurde der Wunsch, auch militärisch in den Konflikt einzugreifen, von maßgeblichen Kräften der politischen Klasse immer lauter geäußert, wobei die folgenden Gründe maßgeblich waren: Es wurde als im nationalen Interesse Portugalsliegend betrachtet, die Alliierten in ihrem Kampf gegen Deutschland zu unterstützen, nicht zuletzt um seinen afrikanischen Kolonialbesitz zu sichern. Deutschland stellte immer offenere Ansprüche in dieser Hinsicht, was sich auch in aggressiven Artikeln in der deutschen Presse äußerte. In diesem Zusammenhang wollte Portugal durch eine Teilnahme am Krieg erreichen, dass es bei Kriegsende an den Friedensverhandlungen beteiligt würde, um somit zu verhindern, dass seine afrikanischen Gebiete unter die Verhandlungsmasse der anderen Mächte fallen würde. Während der Nachbar Spanien aufgrund einer überwiegend germanophilen Einstellung neutral blieb, verschaffte Portugal die Teilnahme an dem großen Krieg die endgültige allseitige internationale Anerkennung, die ihm nach dem Sturz der Monarchie 1910 von einiger Staaten versagt geblieben war. Bernardino Machado, der Präsident der Republik, die Republikanische Partei und der PartidoEvolucionista sprachen sich für den Kriegseintritt aus, wohingegen BritoCamach als Vorsitzender der Rechten mit deutschfreundlichen Neigungen sich dagegen wandte. Am Anfang des Krieges schien es so, dass Großbritannien einfach keinen Nutzen darin sah, Portugal bei diesem Konflikt an seiner Seite zu haben, änderte aber dann seinen Sinn. Da es zunehmend Schwierigkeiten hatte, die nötigen Kapazitäten für seine Seetransporte aufzubringen, ersuchte es Portugal im Februar 1916, alle 72 deutschen Schiffe, die sich in seinen Häfen befanden zu beschlagnahmen . 65 % der Schiffe wurden Großbritannien überlassen, den Rest behielten die Portugiesen Darauf erklärte Deutschland Portugal den Krieg. Es war Portugal ohnehin schwergefallen, aufgrund der deutschen Angriffe auf Angola sowie Mosambik und der Versuche, deren eingeborene Bevölkerung gegen die portugiesische Kolonialherrschaft aufzuwiegeln.die diplomatischen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Die in Portugal wohnenden Deutschen mussten umgehend das Land verlassen und ihr Besitz wurde beschlagnahmt; die Deutsche Schule geschlossen.
Portugal war militärisch schlecht auf den Krieg vorbereitet und konnte somit erst mit einer gewissen Verzögerung ein Expeditionskops von anfangsca. 8000 Mann nach Frankreich entsenden, um dort auf den Feldern Flanderns zu kämpfen.Verteidigungsminister Norton de Matos gelang es jedoch, innerhalb von nur 9 Monaten eine den Anforderungen mehr oder weniger genügende Streitmacht aufzubauen („Das Wunder von Tancos“) Für die portugiesische Bevölkerung hatte der Krieg jedoch schlimme Auswirkungen, denn es fehlte bald an Grundnahrungsmitteln, was zu Hungersnöten in den unteren Schichten in den Städten führte und viele Waren wurden rationiert . Es kam auch zu regelrechten Revolten Die steigende Zahl der Truppen, die nach Frankreich und Afrika entsandt wurden, belastete die ohnehin knappen Ressourcen.Bald kamen auch Nachrichten über die an verschiedenen Kriegen Gefallenen, was die Stimmung zusätzlich verschlechterte. Die wachsende Unzufriedenheit nutzten die Unionisten–Partei und die Monarchisten, die 1917 noch an einen Sieg der Deutschen glaubten,um zu fordern, dass Portugal es aufgäbe, sich aktiv an weiteren Kämpfen zu beteiligen. Am 5. Dezember putschte sich Sidónia Pais, ein Universitätsprofessor, Militär, mehrfacher Minister und bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen Gesandter in Berlin, an die Macht mit dem Ziel ,ein autoritäres, konservatives Regime zu errichten. Er strebte in diesem Zusammenhang eine korporative Ordnung an. Er wurde am 14. Dezember 1918 ermordet.
Bis Ende Oktober 1917 hatte Portugal 60 000 Soldaten nach Frankreich gesandt. Diese wurden dem 11. Korps der 1. Britischen Armee angegliedert. Die Moral der portugiesischen Truppe war aufgrund des harten Winters 2017/18 niedrig, aber auch, weil viele keinen wirklichen Grund für ihren Einsatz in Frankreich sahen; ein weiterer Faktor war, dass Soldaten über eine längere Zeit keinen Urlaub nehmen konnten; es kam zu gelegentlichen Meutereien. Überdies wurde die Entsendung von Verstärkung nach Flandern immer schwieriger, da Großbritannien mit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten im April 1917 seine gesamten Schiffskapazitäten für den Transport der U.S. Truppen nach Europa zur Verfügung stellte. Des Weiteren führte der Zermürbungskrieg zu größeren Verluste. Dies alles hatte zur Folge, dass viele Einheiten unterbesetzt waren und es an Offizieren mangelte. Am 9. April 1918 begann die Schlacht an der Lys, bei der sich 100 000 Deutsche und 20 000 Portugiesen, die ohne wesentliche alliierte Unterstützung kämpfen mussten, gegenüberstanden. Trotz hartnäckigem Widerstand wurden die Portugiesen überrannt und hatten 400 Tote und eine große Zahl Gefangener zu beklagen. Zur Zeit des Waffenstillstands (Ende 1918) zählte das Portugiesische Expeditionskorps in Europa 2150 Tote, 5224 Verwundete und 6678 Gefangene. Auf dem Soldatenfriedhof von Richbourg (Pas-de-Calais) sind die sterblichen Überreste von 1831 portugiesischen Soldaten gebettet.
In Angola versuchten die portugiesischen Truppen die Deutschen aus diesem Territorium zu vertreiben, erlitten aber im Dezember 1914 (also vor dem offiziellen Kriegszustand) eine schwere Niederlage, mit der Folge einer Revolte der Eingeborenen gegen die portugiesische Kolonialherrschaft. Die Regierung in Lissabon musste aus diesem Grund 397 Offiziere und 12043 gemeine Soldaten aus Portugal zur Unterstützung nach Angola entsenden und auch aus Mosambik wurde Verstärkung nach Angola beordert.
Nach einem Angriff deutscher Truppen auf einen mosambikanischen Grenzposten kamen im
Oktober 1914 1527 Soldaten aus dem Mutterland in Mosambik und weitere größere
Truppenwurden in den 3 folgenden Jahren auf den Weg gebracht.Während die portugiesischen
Verluste in Europa gut belegt sind, gibt es für den Krieg in Afrika keine verlässlichen Angaben.
Man spricht von „mehreren Tausend“ Toten. Das im Nordosten Mosambiks gelegene Dreieck
von Quionga, welches Deutschland 1895 in Besitz genommen hatte wurde Portugal im Rahmen
des Versailler Vertrags an Portugal zurückgegeben.
Die ersten 2 Nachkriegsjahre waren von einem wirtschaftlichen Aufschwun gekennzeichnet, doch
geriet das Land danach in eine ökonomische Krise und die politische Situation war ausgesprochen
instabil. 1926 übernahm eine Militärdiktatur die Macht.
Quellen; DiogoFreitas do Amaral, Da Lusitânia a Portugal-doismilanos de história
Lissabon 2017 (dritte Ausgabe) S. 342-352
A.H. Oliveira Martins, Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs, Stuttgart 2001,
- 488-506
Internet:
A guerraesquecidaemÀfrica – umalacuna da históriaportuguesa
Wikipedia – Das portugiesische Expeditionskorps
Wikipedia Portugal naPrimeira Guerra Mundial
Wikipedia Triângulo de Quionga
In einem weiteren Beitrag warden wir unsmit der Rolle Brasiliens im 2. Weltkrieg beschäftigen.