Weihnachten und das Neue Jahr in Porto

von Algeth Weerts

Teil 2: Konzerte und Hochwasser

Am 12. Dezember bin ich am Nachmittag mit dem Flugzeug in Lissabon angekommen. Der Zug nach Porto ist wie der deutsche ICE. Von Lissabon bis Porto sind es etwas mehr als 300km, der Zug braucht drei Stunden und kostet für mich als „Idoso“ – das heißt über 60ig Jährige – 16€. Und ein Sitzplatz ist grundsätzlich bei allen Tickets mit dabei.

im portugiesischen ICE
Foto: A.E. Weerts

In Porto brauche ich ein bisschen Hilfe, wie ich vom Bahnhof Campanhã zur Metrostation komme. Eigentlich nur 3 Minuten zu Fuß, aber um viele Ecken. Aber ich frage gerne und lasse mir erklären – das funktioniert meistens besser als Google. Und schult die Sprache.

Angekommen in Porto, in der Herberge. Da sein!

Ein paar Tage später kommt Pilgerin Lucie für drei Nächte in die Herberge. Sie war in Santiago und wird wieder nach Hause fliegen. Sie fragt mich, ob ich mit ihr zu einem klassischen Konzert gehe, in der Kirche. „Natal com Bach“, mit Bachkantate, Messe, und Weihnachtsliedern. Sie hat diesen Vorschlag von facebook bekommen. Ich werde später denken: „machmal ist facebook ja vielleicht doch ganz interessant.“

Es ist einer dieser Regentage. Wir finden wir den Ort nicht gleich – die Angaben bei Facebook sind etwas unstimmig – und so rauschen wir mit unseren Regenponchos durch die Straßen. Wieder kann ich fragen und mir erklären lassen – denn das funktioniert meistens besser als Google. Und schult die Sprache.

Igreja da Misericórdia, Rua das Flores, Porto
Foto: A.E. Weerts

Fast eine dreiviertel Stunde ‚zu spät‘ kommen wir an. Aber das scheint so gar kein Problem zu sein. Der Mann vom Serviço sagt, wir können die Kirche jetzt nicht besichtigen (das Konzert fing übrigens um 21:30 an). Aber zum Konzert? – Natürlich. Das Konzert ist kostenlos.

Serviço – das meint eine der vielen Personen, die an Bahn- und Metrostationen, bei und in Kirchen, Museen etc. stehen und die mir weiterhelfen. Dieser „Service“ ist in Portugal üblich.

Ich lerne, dass auch klassische Musik keinesfalls nur ‚brav‘ ist. Die Menschen kommen herein, setzen sich, gehen wieder nach draußen. Manche kommen wieder zurück. Jedenfalls ist viel Unruhe. Aber das Konzert ist wunderschön. Und sehr feierlich trotzdem. Die Weihnachtslieder erklingen wie ein Jubel! Und am Ende fordert der Dirigent das Publikum auf zu singen und mitzusingen.

Es ist lustig. Und gegen Mitternacht gehen wir ganz glücklich durch das weihnachtlich beleuchtete Porto zur Herberge zurück.

Das Unwetter und der viele Regen (siehe Teil 1) treffen auch Porto. Der Wasserpegel vom Douro steigt. Ein Teil der Straßen unten am Ribeira steht unter Wasser.

Ribeira siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Ribeira_(Porto)

Dieses Ereignis wollen die Portuenser nicht verpassen. Also wird bis in die späte Nacht flaniert und gestaunt. Am nächsten Tag finde ich ein Foto in der Zeitung: Ein älteres Paar tanzt, bis zu den Knöcheln im Wasser.

Natürlich bin ich auch gegangen. Zuerst auf die anderen Uferseite – mit der Metro hoch über die Brücke Ponte Dom Luís. Ich bin nicht „kopf-fest“, das meint: bei hohen Höhen bekomme ich Panik. Mit der Metro ging es so gerade eben…..

Foto: A.E. Weerts
Ponte D. Luis siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Ponte_Dom_Luís_I

Im Internet gibt es eine Live-Kamera vom Ribeira. Und eigentlich wollte ich die gerne finden.

Auf der anderen Seite sah aber alles nicht danach aus. Wieder rausche ich mit dem Regenponcho durch die Straßen. Und wieder kann ich fragen und mir erklären lassen. So jedenfalls lande ich nach einigem Herumwandern unten am Flussufer in einer kleinen Kneipe.

Und wieder wird es wunderbar und lustig. Das Erklären – bis ich kapiere, dass die Kamera ja auf der andren Seite sein muss; die Fragen woher ich komme und was ich in Porto mache. Ein Gläschen Portwein dazu. Und eine Einladung zur Sylvesterparty.

Zum Glück gibt es bei der Brücke auch unten ein Möglichkeit über den Fluß zu kommen! Und dann gehöre ich auch zu denen die flanieren und staunen. Und wahrscheinlich auf der Web Kamera zu sehen sind.

Ribeira am 20. Dezember 2020
Foto: A.E. Weerts

Einige Tage später erfahre ich, das UHF am 27. Dezember in der Casa da Música spielt.

Casa da Música siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Casa_da_Música

UHF (gesprochen: U-haga-ef) ist eine portugiesische Rockband aus den 80er Jahren, die immer noch unterwegs ist. Und eine meiner Lieblingsbands – seit damals. Das werde ich mir nicht entgehen lassen!

Die Band ist immer noch hoch im Kurs. Und immer noch super gut. Auch dieses Konzert beginnt um 21:30 Uhr. Auch hier ist ein ständiges Hereinkommen und wieder Rausgehen. Und eine Superstimmung. Das Publikum ist altersmäßig gut gemischt. Mitsingen ist kein Problem, dazwischen rufen, aufstehen auch nicht. Alles möglich.

UHF am 27. Dezember 2019, Porto
Foto: A.E. Weerts

Hinterher ist Autogrammstunde. Und natürlich ist es eine Ehre für mich, um ein Autogramm anzustehen!

… ich wer’s mir einrahmen!
Foto: A.E. Weerts

Abgesehen davon, dass ich ja sowieso schon sehr glücklich bin, in Porto zu sein, gehe ich heute Nacht schon wieder extra glücklich zur Herberge zurück.

Und dann kommt das Neue Jahr. Mit einem Feuerwerk, das ganz anders ist. Ich lerne einen Atlantik-Schwimmer kennen und gehe zu einem Fußballspiel. Davon erzähle ich im nächsten Teil.