Hamburg – Kultur Besuch

Bericht: Algeth E. Weerts

Wir haben einen Besuch in Hamburg gemacht. Ursprünglicher Grund war die Idee, das Theaterstück „Stadt der Blinden“ nach dem Roman von José Saramago im SchauSpielHaus Hamburg anzusehen.

Aber wenn wir schon mal in der Partner-Hansestadt sind, dann lohnt ja auch ein bißchen „mehr“ davon. Vor allem, weil Hamburg doch wesentlich poprtugiesischer ist als Bremen und dazu noch der Sitz unserer Schwestervereinigung, der Portugiesch Hansestadtischen Gesellschaft – und da statten wir ja gerne Besuche ab (siehe Bericht Sardinhada hier im Blog).

Flugs war auch ein Treffen mit dem Grandseigneur der PHG, Dr. Peter Koj, zustande gekommen. Peter Koj nahm uns gerne am Bahnhof in Altona in Empfang, samt einer kleinen Führung durch Ottensen.

…. ernsthafte Angelegenheit, die kleine Altona-Führung von Dr. Peter Koj
hier: Ottensen, Spritzenplatz Foto: A. Weerts

Wir waren zu Fünft unterwegs. Und als Erstes musste nach unserer Ankunft unser Portugal-Hunger gestillt werden. Peter Koj brachte uns ins Café Veloso (siehe auch link unten).

im Café Veloso
Foto: Ansgar

So kamen Café, Petiscos und Gesprächen dann auch sogleich im Anschluß an die Führung in unser Hamburg-Programm.

Übrigens: in Portugal gibt es keine Tapas – auch wenn im Zuge der Europäisierung inzwischen auch Petiscos als „Tapas“ – oder umgekehrt – angeboten werden. Petiscos sind kleine Happen wie zum Beispiel „Bolinhos de Bacalhau“ – frittierte Klößchen aus einer Bacalhau-Kartoffel-Masse mit Ei und Petersilie. Oder Rissóis und Empanadas mit Füllungen von Krabben bis Hackfleisch.

…. und tiefgreifende Gespräche
Foto: A. Weerts

Danach war ein Besuch im Museum Altona (siehe link unten) geplant. Hier war die Ausstellung zum 90sten Geburtstag von Peter Rühmkorf der Hauptgrund. Auf dem Weg dorthin informierte uns Peter Koj noch über die Bedeutung des „Stuhlmannbrunnens“ – der in seiner Bedeutung perfekt zum Altonaer Museum passt. Denn das Museum bietet auch noch andere feine Dinge über Schiffe, Hafen und Stadtentwicklung der Stadt Altona, die heute ja ein Teil Hamburgs ist.

Mit der aktuellen Rühmkorf-Austellung war diese Dauerausstellung verbunden durch vier große Displays. Zu sehen waren dort Videos, die die Elbe zeigten, von einem Fenster des Hauses von Rühmkorf aus aufgenommen! Peter Koj erinnerte uns im Zusammenhang mit dem Lyriker und Essayisten auch noch einmal an Hein Semke – das gedanklich wiederum direkt nach Lissabon führte.

Im Museum trennten wir uns von Peter Koj. Vielen Dank nochmal an Peter für seine Ideen, seine Begleitung und seine Gästeführung.

Das „Cafe Veloso“ ist übrigens auch für einen nächsten Hamburg-besuch merkens-wert!

Ein kleines zünftiges Abendessen nahmen wir im Max & Consorten (sieh link unten) noch zu uns, ein munteres Szenelokal quasi gleich nebenan vom SchauSpielHaus und so garnicht Portugiesisch.

im Theater
Foto: A. Weerts

Der eigentliche Grund – das Theaterstück – war dann unser letzter Progammpunkt.

Und das war schwere Kost! Natürlich wussten wir oder ahnten es, dass es kein einfaches Stück ist. Zumindest, wenn man den Roman einmal gelesen hat. So war auch diese Inszenierung intensiv und heftig, gewaltvoll. Ich war nicht die Einzige, die zwischendurch überlegt hatte, die Vorstellung zu verlassen.

In der Zeit 13/2019 vom 20. März 2019 schrieb Florian Zinnecker in seiner Rezension zum Stück: „Wo liegt die Grenze des Zumutbaren in einer Kunstform, die zu ihrem Zweck erhoben hat, der Gesellschaft die Augen zu öffnen?“

„Eine ganze Reihe von Szenen, die wir sahen, sind bis zur Grenze der Unerträglichkeit grausam. Aber kommen solche Brutalitäten vielerorts nicht auch im wirklichen Leben vor? Kann sich die Kunst davor drücken, dem auch Ausdruck zu verleihen?“ (G. Burghold in seiner Mail zum Theaterbesuch).

Wir sind geblieben, und am Ende (so finde ich) blieb auch ein beeindruckend gutes Stück. Mit Stoff zum Nachdenken (und Interpretieren) für Wochen!

Der letzte Metronom brachte uns nach Bremen zurück. Insgesamt hat dieser Kulturtag den Beteiligten gut gefallen, auch, wenn der Kultur-Input sicher erst einmal eine Weile gesättigt ist und verdaut werden muß …

Das nächste Treffen ist jetzt unbedingt ganz dem Vergnügen (divertimento) gewidmet.

Ich hoffe, wir können unsere kleinen Begegnungen zur Aufrechterhaltung eines „Triângulo do Mar do Norte“ (das aus den portugiesisch-deutschen Vereinen Bremen, Cuxhaven und Hamburg gestellt wird) noch lange durchführen. Sie sind immer eine Bereicherung.

Hier gibt es noch einige links zum Nachlesen:

Max Rühmkorf

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Erinnerung-an-Dichter-Peter-Ruehmkorf,shmag67302.html

Hein Semke

https://de.wikipedia.org/wiki/Hein_Semke (deutsch) und https://pt.wikipedia.org/wiki/Hein_Semke (portugiesisch)

Altonaer Museum https://www.hamburg.de/altonaer-museum/

Max&Consorten http://maxundconsorten.de/

Stadt der Blinden https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Stadt_der_Blinden_(Roman)

Cuxhaven https://de.wikipedia.org/wiki/Cuxhaven

Weitere Info zu „Stadt der Blinden“ von unserm Mitglied G. Burghold: Der Roman von Saramago ist ein großes Stück Literatur, welches weit über den portugieischen Sprachraum an Bedeutung hinaus reicht. Auf youtube gibt es unter „Die Stadt der Blinden“ Einiges Interessantes. Auf Portugiesich findet man Material unter „Ensaio sobre a Cegueira“, unter anderem eine Aufzeichnung einer Diskussion mit dem Autor über dieses Werk in Sao Paulo.